Harald Zepp - Chinesisch 1

Foto: Annalena Rey

Prof. Dr. Harald Zepp (62) war bis vor Kurzem Dekan der Fakultät für Geowissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Um mit chinesischen Partnern, Austauschstudierenden und Promovierenden in deren Landessprache kommunizieren zu können und sich während seiner zahlreichen Reisen nach China im Alltag besser verständigen zu können, absolvierte er am LSI einen Chinesisch-Kurs.

Warum lernen Sie Chinesisch?

Ich habe seit 20 Jahren Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in China und war dort bei einigen Forschungsprojekten aktiv. In den vergangenen Jahren durfte ich einige chinesische Doktoranden am Geografischen Institut betreuen. Sehr wichtig ist mir darüber hinaus die Zusammenarbeit zwischen der RUB und der Tongji-Universität in Form eines Doppel-Master-Studiengangs. Bislang konnte ich bis auf wenige einzelne Worte, die ich in keinen vernünftigen Zusammenhang hätte bringen können, überhaupt kein Chinesisch sprechen. Selbst die Wortfetzen, die ich dachte sprechen zu können, wurden oft nicht verstanden. Auch in den nächsten Jahren setze ich die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern fort und ich möchte in der Lage sein, einige Dinge des alltäglichen Lebens auch auf Chinesisch zu kommunizieren. Neben dem eigenen Interesse wäre es auch eine Geste der Höflichkeit den chinesischen Gästen und Gastgebern gegenüber, wenn ich zumindest versuche, mich in ihrer Sprache zu verständigen.

Warum haben Sie sich für einen Chinesisch-Kurs am LSI entschieden?

Ich habe von verschiedenen Seiten gehört, unter anderem von Mitarbeiterinnen, die an der Ruhr-Universität mit Sprachenausbildung befasst sind, dass der Kurs ausgezeichnet sein soll. Auch bei einem Empfang in der deutschen Botschaft in Peking haben sich Industrievertreter sehr lobend über das Angebot am LSI geäußert. Da ich in diesem Semester ein Forschungsfreisemester habe, konnte ich den Kurs kurz entschlossen einschieben.

Was waren die Kursinhalte?

Ich habe einen Einblick in die Struktur der Sprache bekommen, in die grammatische Struktur, in die Art und Weise, wie Chinesen beispielsweise mit der Kennzeichnung von Zeit umgehen. In China kennt man nämlich keine Zeiten, wie wir sie aus unserer westlichen Grammatik kennen, sondern drückt Aspekte abgeschlossener Handlungen oder andauernder Zustände anders aus. Wir haben viele verschiedene alltägliche Situationen durchgespielt, zum Beispiel Zimmerreservierungen und das sich Orientieren im Hotel, im städtischen Umfeld, im Restaurant und im Supermarkt. Außerdem haben wir gelernt, uns selbst vorzustellen und kurze Dialoge zu führen.

Wie sah Ihr Kursalltag in Bochum aus?

Bereits morgens beim Aufstehen schwirrten mir chinesische Satzfetzen durch den Kopf. Nicht immer wusste ich, was sie bedeuten und das trieb mich an, sofort nachzuschauen. Manchmal wurde mir bewusst, dass ich etwas nicht ganz verstanden hatte und noch einmal nachfragen sollte. Während der Fahrt mit dem Fahrrad zum LSI habe ich meist im Stillen schon einige Sätze vorbereitet. Die Wiederholungen zu Beginn der Unterrichtseinheit empfand ich ausnahmslos als ermutigend. Neuer Stoff kam dann im Laufe des Vormittages hinzu und brachte mich bis an meine persönlichen Grenzen. Die Mittagspause dauerte zwei Stunden, bot also ausreichend Zeit, um in Ruhe essen zu gehen und wieder aufnahmebereit zu werden. Zu meinem täglichen Ritual gehörte nachmittags nach dem Unterricht das Trinken einer Tasse chinesischen Tees, bevor es an das ein- bis zweistündige Nachbereiten des Stoffes ging.

Was empfanden Sie als schwer zu erlernen?

Man bekommt eine große Menge an Vokabeln angeboten und diese alle zu behalten, fiel mir schwer. Das ist wahrscheinlich auch eine Frage des Alters. Da hilft nur tägliches Wiederholen. Auch die Satzkonstruktionen in Aussagesätzen und die Umwandlung von Aussagesätzen in Fragen haben es in sich. Verneinungen zu bilden ist, wie ich finde, recht kompliziert.

Lernen Sie weiter?

Ich möchte auf jeden Fall das Online-Angebot nutzen. Außerdem werde ich im Juni zwei Wochen nach China reisen. Da werde ich natürlich versuchen, das Gelernte so oft wie möglich auch im Alltag anzuwenden.

Was empfehlen Sie anderen, die Chinesisch lernen wollen?

Man sollte sich am besten gar nicht auf den Kurs vorbereiten, damit sich nichts Falsches im Kopf festigt, gerade was die Aussprache angeht. Das war bei mir ein Problem. Ich kannte vorher bereits einige Worte und vor allem viele Ortsnamen, die dann aber doch anders ausgesprochen werden, als ich zuvor dachte und oftmals mit Ausdrücken für andere Sachverhalte kollidierten. Auch wenn man versuchen würde, sich die Regeln zur Aussprache allein zu erarbeiten, bin ich mir sicher, dass die Worte oft falsch verstanden würden. Ohne Kontrolle durch eine Lehrkraft geht es nicht.