Wolfgang Mock

„Die koreanischen Geschäftspartner schätzen es sehr, wenn man sich bemüht, ihre Sprache zu sprechen.“

18.11.2019

Getreidemühlen waren früher in Korea in jedem Haushalt vorhanden...diesen Tipp hat Wolfang Mock von einem Bekannten bekommen. Seine Steinmühlen, die er unter dem Namen Mockmill vertreibt, bietet der Fabrikant aus dem hessischen Odenwald deshalb jetzt auch auf dem südkoreanischen Markt an. Um die Kommunikation mit seinen Geschäftspartnern zu erleichtern, lernt er am LSI Koreanisch. 

Herr Mock, was verbindet Sie mit Korea?  

Meine Firma stellt Getreidemühlen her, die wir mittlerweile auch nach Südkorea verkaufen. Ein Bekannter hatte mich vor einiger Zeit auf die traditionell große Popularität von Handmühlen in Korea aufmerksam gemacht. Ein bekanntes Plakat zeigt einen berühmten koreanischen Schauspieler auf seinem Bauernhof mit einer großen Handmühle. Das hat mich neugierig gemacht, deshalb bin ich letztes Jahr mit einem Messestand auf die Coex Food Week nach Seoul gefahren. Es lief sehr gut! Ich habe dort einen lokalen Partner gefunden, der unsere Mühlen importieren möchte. Für unser nächstes Treffen im November lerne ich jetzt im Intensivkurs Koreanisch.

Mit asiatischen Essgewohnheiten verbindet man eher eine Reis-Kultur, weniger Brot und Getreide. Würden Sie sagen, dass dieses Klischee zutrifft? Denn davon hängt ja auch ab, wie gut Ihr Produkt auf dem koreanischen Markt funktionieren wird.  

Ich habe mir das vor Ort sehr genau angeschaut. Es gibt zum Beispiel ein typisches koreanisches Getränk. Die Koreaner stellen es selber zuhause her und kaufen die Saaten dafür im Supermarkt ein. Das muss übrigens nicht Getreide sein, es gehen auch Linsen, Bohnen, Reis etc. Die Supermärkte mahlen die Körner mit einer Mühle mit Stahlrollen. Das geht natürlich auch prima mit der Mockmill, deshalb habe ich auf der Food Week dieses Getränk vor aller Augen frisch hergestellt, die Körner frisch gemahlen – angerührt mit Milch und Honig, sehr lecker! Die Schlange am Stand riss drei Tage lang nicht ab. Das große Interesse hat dazu geführt, dass ich das Vertriebsangebot meines koreanischen Partners bekam. Man sollte auf Messen im Ausland immer etwas Landestypisches anbieten und nicht einfach nur Brot backen. Die Mühle macht alles mit: Hülsenfrüchte, Gewürze, Pfeffer, Bohnen, Kichererbsen, Linsen – kein Problem.  

Kommen Sie selber aus einer Familie mit Tradition im Backhandwerk?  

Nein (lacht). Ich bin ausgebildeter Diplom-Psychologe und habe lange als Therapeut gearbeitet. Dummerweise hat mir ein guter Freund vor ca. 40 Jahren ein Brot zum Geburtstag geschenkt. Das Brot war toll und meine Frage war: „Wie hast du das gemacht?“ Die Antwort: „Ich habe eine Handmühle und mahle das Getreide frisch!“ Ich habe mir dann auch eine Mühle gekauft und aus Ärger über die schlechte Qualität beschlossen, mir eine eigene zu bauen. Das Ergebnis war gut und so habe ich angefangen, Mühlen auch für Freunde und Bekannte herzustellen. Zunächst war es eher ein Hobby, dann eine Nebentätigkeit, schließlich wurde ein Vollzeitjob daraus.

Wann haben Sie sich zum ersten Mal auf ausländische Märkte gewagt?  

Ich habe vor zwölf Jahren schon einmal einen Kurs am LSI gemacht, damals Japanisch. Anschließend bin ich direkt zur Messe nach Japan geflogen. Ich konnte die Sprachkenntnisse sofort einsetzen, Rezepte aufschreiben, Konversation führen – der Importeur war sehr glücklich! Als die Messe vorbei war, hatte ich aber keine Gelegenheit mehr zu üben und habe es schnell wieder verlernt. Mit dem Koreanischen will ich es diesmal anders angehen. Die nächste Messe ist erst in drei Monaten. Bis dahin möchte ich regelmäßig üben und das Gelernte wiederholen, damit sich das Wissen festigt.  

Haben Sie einen Tandempartner, mit dem Sie die Aussprache lernen können?  

Leider nicht, aber ich finde, die Lehrmaterialen des LSI sind Sonderklasse. Die Lehrbücher sind super, alles ist vertont, es gibt die Online-Plattform mit den Übungen...für Zuhause ist das toll. Um die Aussprache zu trainieren, nehme ich mich auch selbst auf. Dann kann ich es solange üben, bis es passt.  

Das Intensivkurs-Format des LSI gilt als sehr anspruchsvoll. Kommt das Ihrer Art zu Lernen entgegen?  

Grundsätzlich ja. Aber mir ist auch klar, dass ich nach Ende des Kurses noch jede Menge Zeit investieren muss, um alles nachzubereiten. Ich habe seit dem Japanisch-Kurs damals nicht mehr in dem Sinne „gelernt“, d.h. ich musste erst wieder „lernen zu lernen“. Die anderen Kursteilnehmer sind teilweise noch in der Schule oder auf der Uni, die sind voll drin und insgesamt einfach schneller, vor allem, wenn sie schon Vorkenntnisse mitbringen. Jetzt zum Ende der zweiten Woche merke ich aber, dass ich mithalten kann. Sprachenlernen ist so gesehen auch ein gutes Anti-Demenz-Programm.  

Ein Intensivkurs bedeutet auch einen hohen zeitlichen Aufwand. Sie sind zwei Wochen hier und können in der Zeit Ihr Geschäft nicht wie gewohnt führen. Ist das eine schwierige Entscheidung oder würden Sie sagen, dass es eine Art Investition in Ihr Geschäft darstellt?  

Ja, das ist für mich eine wichtige Investition. Ich weiß ja, wie sehr die koreanischen Geschäftspartner es schätzen, wenn man sich bemüht, ein wenig ihre Sprache zu benutzen. Was die Firma während meiner Abwesenheit betrifft, lässt sich heute auch vieles per Handy regeln. Das bedeutet halt, dass ich in der Mittagspause immer mal wieder offene Fragen per Telefon klären muss.  

Gibt es Aspekte an der koreanischen Kultur, die Sie auch privat faszinierend finden?

Zunehmend, ja. Durch die Beschäftigung mit dem Land und der Sprache wächst auch das Interesse an der Kultur. Ich bin in den letzten 18 Monaten vier Mal in Korea gewesen. Ich hatte immer gedacht, das japanische Essen sei das Beste der Welt... aber jetzt weiß ich: es ist eindeutig das Südkoreanische! Im Fischmarkt von Busan zu speisen – das ist das Größte für mich.