Fünf Fragen an ... Khaleel Barbar

Khaleel Barbar (29) kommt aus dem Jemen und hat in Jordanien im Master Germanistik studiert. Dort unterrichtet er seit zwei Jahren Deutsch. Jetzt ist er für ein Jahr als Gastdozent am LSI-Arabicum tätig und unterstützt das Dozententeam in der Lehre und Lehrmaterialentwicklung.

Warum sind Sie nach Deutschland gekommen?

Ich war bereits zweimal in Deutschland: 2013 für vier Wochen in Düsseldorf und 2015 für sechs Monate in München. Schon damals hat mir das Land sehr gut gefallen. Aufgrund meines Studiums konnte ich umfangreiche und sehr positive Einblicke in die deutsche Kultur bekommen, die ich durch meine Auslandsaufenthalte gerne bestätigt wissen wollte. Meine Erwartungen haben sich erfüllt, weshalb ich mich nun dafür entschieden habe, länger zu bleiben. Deutschland ist insgesamt sehr weltoffen, das gefällt mir gut.

Besteht ein großer Unterschied zwischen dem Unterrichten von Deutsch und Arabisch?

Die Lernumgebung und die zu vermittelnden Lerninhalte sind natürlich sehr verschieden. Die Lehrmethoden allerdings sind übertragbar. Auch den Umgang mit Studierenden habe ich bereits gelernt. Da ist es egal, welche Sprache man lehrt. Ein großer Unterschied besteht für mich vor allem darin, dass die Kurse am LSI intensiver sind und am Tag mehrere Stunden dauern. Wenn man sich an das hohe Pensum gewöhnt hat, macht das Lehren hier viel Spaß. Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer sind sehr motiviert und das spornt auch mich als Lehrkraft an. Außerdem ist es hilfreich, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Arabicums als Team zusammenzuarbeiten. So findet man sich als Gastdozent schnell zurecht.

Was interessiert Sie an der deutschen Sprache?

Ich interessiere mich im Allgemeinen für Sprachen. Zuerst habe ich Englisch studiert, eine Sprache, mit der man sich fast überall auf der Welt verständigen kann. Anschließend wollte ich eine zweite, seltener gebrauchte Sprache erlernen, um mich zu spezialisieren. Ich habe zwischen den Sprachen Französisch, Italienisch und Deutsch wählen müssen und mich schließlich für Letztere entschieden. Ein Grund dafür war auch, dass ich für Deutsch im Master ein Stipendium bekommen konnte.

War Deutsch für Sie schwer zu erlernen?

Für mich war es ein Problem, dass es im Jemen nur sehr wenige Möglichkeiten gab, Deutsch zu lernen. Das Internet war dort vor ein paar Jahren noch nicht so gut ausgebaut, dass ich deutsche Filme hätte schauen können oder mir deutsche Internetseiten zur Verfügung gestanden hätten. Die Lehrkräfte waren Araber und Jemeniten, jedoch lernt man am besten von Muttersprachlern. Während des Masterstudiums in Jordanien waren dann fast alle Dozenten Deutsche. Das hat die Qualität des Lernens enorm gesteigert. Außerdem stand uns eine große Bibliothek mit deutschsprachigen Werken zur Verfügung.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

In Jordanien habe ich nur Deutsch unterrichtet, es macht mir, wie ich beim LSI festgestellt habe, aber auch großen Spaß Arabisch zu unterrichten. Das möchte ich in Zukunft noch weiter ausbauen. Für mich ist es wichtig, dass ich in einem Bereich arbeiten kann, der mir liegt und das ist eben die Sprachvermittlung. Das „Wo“ spielt in meinem Fall keine Rolle. Ich bin offen dafür, in der ganzen Welt zu arbeiten und neue Erfahrungen zu sammeln. Gerne würde ich irgendwann im Jemen arbeiten, gute Möglichkeiten bietet bestimmt auch ein Job in der Türkei. Aber zunächst bin ich gerne hier in Deutschland.