Alumni im Gespräch

Almut Grote
Chinesisch Schriftzeichenkurs

19.08.2025

Almut Grote ist Journalistin und Herausgeberin des Familienmagazins Kinder in der Stadt in Ulm. Fremdsprachen sind ihre große Leidenschaft – mehrere davon spricht sie fließend. Das LSI hat sie in den 1990er-Jahren kennengelernt, als sie in Bochum zwei aufeinanderfolgende Intensivkurse Russisch belegte. Heute lernt sie gemeinsam mit ihrem Sohn Chinesisch am LSI.

 

 

„Sprachen sind mein Hobby, aber kommen oft ganz praktisch zum Einsatz“

„Sprachen sind mein Hobby, aber kommen oft ganz praktisch zum Einsatz“

Frau Grote, Sie nehmen am neuen Chinesisch-Schriftzeichenkurs des LSI teil, zuvor haben Sie bereits Chinesisch 1 und Chinesisch 2 besucht. Ihre erste Begegnung mit dem LSI liegt aber schon länger zurück – was hat Sie damals nach Bochum geführt? 

Ich wollte eine neue Fremdsprache lernen – von Grund auf, systematisch, mit Grammatik und allem, was dazugehört. Das Intensivkursformat fand ich spannend. Eigentlich hatte ich überlegt, Türkisch zu lernen, aber dann wurde es eher zufällig Russisch. Nach dem Mauerfall kamen viele Aussiedler aus der Sowjetunion. Über einen Bekannten lernte ich jemanden kennen, der mir eine Kassette mit russischen Romanzen mitbrachte – das klang so schön, dass ich mich kurzerhand zum Kurs anmeldete. Erst beim Blick ins Lehrbuch wurde mir klar: Ich muss auch eine neue Schrift lernen – Kyrillisch. 

Waren Sie damals noch Studentin? 

Nein, ich war schon berufstätig. Sprachen sind mein Hobby. In der Schule hatte ich Englisch, Französisch und Spanisch, später kam Italienisch dazu. Eigentlich wollte ich Lehrerin für Englisch und Deutsch werden – aber ich merkte schnell, dass man da immer wieder dasselbe macht. Ich wollte lernen, Neues entdecken – deshalb bin ich Journalistin geworden. Russisch war dann meine fünfte Fremdsprache. 

Gab es berufliche Gründe für die Wahl? Wollten Sie über Osteuropa berichten? 

(lacht) Da muss ich Sie enttäuschen. Es gab nie berufliche Gründe. Ich war Lokaljournalistin in Ulm – da braucht man vor allem gute Schwäbischkenntnisse. 

Wie weit sind Sie mit Russisch gekommen? 

Ich habe zwei Intensivkurse gemacht, insgesamt acht Wochen. Danach hatte ich eine Tandempartnerin in meiner Heimatstadt. Später kamen über die Initiative „Tschernobyl-Kinder e.V.“ regelmäßig Kinder aus Weißrussland zu Besuch – die sprachen kein Deutsch. Das hat meine Russischkenntnisse weiter verbessert. Heute spreche ich noch immer regelmäßig Russisch, und als Geflüchtete aus der Ukraine nach Ulm kamen, habe ich für die Stadt ehrenamtlich gedolmetscht. 

Sie sagen, Sprachen seien Ihr Hobby – aber schildern auch konkrete Situationen, in denen das Wissen hilfreich war. Ist es also mehr als bloßes „Gehirnjogging“? 

Natürlich – sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Sprachen sind mein Hobby, aber kommen oft ganz praktisch zum Einsatz. Wenn Sie das mit einer Sportart vergleichen: Es wäre doch schade, Tanzstunden zu nehmen, ohne zu Tanzen. Sprachen lernt man durchs Sprechen. 

Wie kam es dazu, dass Sie mit Chinesisch angefangen haben? 

Das war die Idee meines Sohnes. Er meinte, er wolle Chinesisch lernen. Meine Antwort: Wenn du das machen willst, dann am LSI. Die Intensivkurse und die Unterrichtsweise am Russicum hatten mich vollkommen überzeugt. Ich habe viele Sprachkurse gemacht – nirgends war es besser. Am LSI fühlt es sich an, als lerne man direkt im Land. Sehr lebendig, sehr intensiv. Wir haben uns dann entschieden, den Kurs gemeinsam zu machen.

Wie war Ihr erster Eindruck von der chinesischen Sprache? 

Zum Glück mussten wir am Anfang keine Schriftzeichen lernen. Der Einstieg erfolgt über Pinyin, die Lautschrift. Das hat es einfacher gemacht, als ich gedacht hätte. 

Nach den ersten beiden Kursen haben Sie den Schriftzeichenkurs besucht. War das der richtige Zeitpunkt? Wie nähert man sich so einem komplexen Schriftsystem am besten? 

Ich habe mich da ganz dem LSI-Sinicum anvertraut. Der Kurs dauert eine Woche und ist eine Einführung – noch nicht genug, um wirklich lesen zu können, aber eine sehr gute Grundlage. Erfolgserlebnisse waren das Erkennen von Konstruktionsprinzipien oder das Schreiben mit eigener Hand. Der Kurs hat mir die Angst vor Schriftzeichen genommen. Ohne ihn hätte ich mich damit nicht von selbst beschäftigt. Jetzt schon. 

Wie geht es für Sie weiter? 

Alles, was auf Pinyin basiert, werde ich zeitnah weiterlernen – und dafür komme ich auf jeden Fall wieder in einen Präsenzkurs. Zuhause lernen funktioniert für mich nicht so gut. In den Selbstlernphasen helfen mir vor allem die Tonaufnahmen und das Mitsprechen. Für den Wortschatz nutze ich das Programm Anki. Was die Schriftzeichen betrifft, liegt natürlich noch ein weiter Weg vor mir – aber ich bin fest entschlossen, dranzubleiben. Chinesisch zu lernen ist anspruchsvoll, aber es macht mir großen Spaß. Und das ist für mich die beste Motivation.

 

Interview: Jörg Siegeler