LSI besucht Swjosdny Gorodok

Foto: privat

Wer träumt nicht davon, irgendwann einmal den Hauch von Weltraumluft schnuppern zu dürfen? Auf Einladung der ESA machten sich Dr. Klaus Waschik, Geschäftsführender Direktor des LSI und Dr. Leo Weschmann, Leiter des LSI-Russicum, auf den Weg ins „Sternenstädtchen“ (Russisch: Swjosdny Gorodok), um dort die am LSI eingesetzte Sprachlerntechnologie vorzustellen,  sich konkret einen Eindruck über den dortigen Unterricht zu verschaffen und eine zukünftige Kooperation in der Sprachausbildung anzuregen.

Auf den Spuren von Thomas Reiter und Alexander Gerst

Für Leo Weschmann und Klaus Waschik erfüllte sich damit auch ein kleiner Traum. Seit mehr als 10 Jahren ist das LSI für die ESA maßgeblich mit der Sprachausbildung der europäischen Astronauten betraut. Vorbereitet wurde die Exkursion bereits vor gut einem Jahr. Aufs strengste durchleuchtet wurden die beiden Besucher lange vor der Reise. Das Sternenstädtchen ist hermetisch abgeriegelt. Niemand betritt ohne Erlaubnis diesen legendären, geheimnisvollen Ort, an dem u. a. bereits die Deutschen Siegmund Jähn, Thomas Reiter und kürzlich Alexander Gerst für ihren Weltraumflug gedrillt wurden. Von Moskau aus geht es mit einem Shuttle 25 Kilometer in nordöstliche Richtung. In dem ca. 6.000 Einwohner zählenden Städtchen, das eigens für russische Kosmonauten und ihre Familien in den 1960er Jahren erbaut wurde,  quartieren sich die beiden in durchaus komfortabel, wenn auch mit einem gewissen sowjetischem Flair eingerichteten Wohnungen ein und stürzen sich  in Begleitung von ESA-Mitarbeiter Dmitriy Churkin drei Tage lang in eine Raumfahrt-Erkundungstour. Aus der Traum von Luxus, den man jedem Kosmo-/Astronauten gönnen möchte.

Ehrfurcht und Kopfschütteln


Hier ist harte Arbeit und spartanische Lebensweise angesagt. Irgendwie verständlich, schließlich erwartet die Kosmonauten in der ISS auch kein 5-Sterne-Hotel. „Es kommt ein Gefühl von Ehrfurcht in mir auf“, gesteht Leo Weschmann, der auch schon bei der NASA in Houston einen Blick hinter die Kulissen werfen durfte. „Es ist unglaublich, was hier vollbracht wird. Umso mehr freue ich mich, dass wir mit unserem Russischunterricht für die ESA einen kleinen Beitrag zum Gelingen dieser europäisch-russischen Zusammenarbeit leisten können.“ „Unfassbar, in diese Mini-Kapsel passen tatsächlich drei Menschen?“ kopfschüttelnd wirft  Klaus Waschik gemeinsam mit dem Kosmonauten Alexander Skworzow einen Blick in die Original-Landekapsel, die auch die ISS-Crews zwar durchrüttelt, aber sicher wieder zur Erde zurückbringt. Nicht weniger beeindruckend ist die gefürchtete Zentrifuge, übrigens die größte der Welt, in der angehende Astronauten den härtesten Belastungstest in Form von achtfacher Gravitation bestehen müssen. Waschik und Weschmann erfahren, dass in besonderen Situationen Kräfte bis zum zwanzigfachen der Erdanziehungskraft auf die Kosmonauten einwirken können. Dies allerdings nur für wenige Sekunden.

Sprachtraining auf Russisch


Wie bereits in Houston konnten die Gäste auch hier im Sternenstädtchen einen Eindruck vom Sprachunterricht bekommen. „Wenn ich könnte, dann würde ich sehr gerne unseren Unterricht aus Bochum nach Swjosdny Gorodok exportieren“, so das spontane Fazit von Leo Weschmann. Ein wenig Utopie-Denken sei an diesem Ort erlaubt. Aber vielleicht ergeben sich in der Zukunft diese Möglichkeiten, denn je besser die Astro- oder Kosmonauten Russisch und Englisch sprechen, umso besser die internationale Verständigung, nicht nur an Bord der ISS.